FrankfurtRheinMain ist trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen von zwei Jahren Coronapandemie und des Krieges in der Ukraine weiterhin eine Boom-Region. Heute leben mehr als 5,8 Millionen Menschen in der Region, mehr als 2,4 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind hier tätig. „Beides sind historische Höchstwerte“, sagte Ulrich Caspar, Vorsitzender von PERFORM und Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main, beim „Tag der Metropolregion“ 2022 in der IHK Frankfurt am Main.

„Wir sprechen von knapp 360.000 Einwohnern und rund 420.000 Beschäftigten mehr als noch zur Jahrtausendwende. Diese positive Entwicklung der vergangenen Dekaden ist überaus erfreulich für die Metropolregion und zeitgleich erkennen wir einen immer deutlicheren Handlungsbedarf in zwei ganz wichtigen Bereichen für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Region“, betonte Caspar.

Verkehrsinfrastruktur in den Stoßzeiten an ihrer Belastungsgrenze

So bedeuten steigende Bevölkerungs- und Beschäftigtenzahlen im Umkehrschluss auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf Straße und Schiene. Täglich sind mehr als eine Million Beschäftigte innerhalb der Metropolregion unterwegs, fahren vom Wohnort zur Arbeit und wieder zurück. Etwa 40 Prozent pendeln dabei über Kreisgrenzen innerhalb der Metropolregion hinweg. „Die Verkehrsinfrastruktur ist in den Stoßzeiten heute bereits an den Belastungsgrenzen. Ohne eine Weiterentwicklung dieser Infrastruktur lähmen wir Unternehmen und Pendler und damit die gesamte Entwicklung der Region. Denn unseren Unternehmen erschwert die Situation die Suche nach Fachkräften, die ihren Arbeitsweg nicht im Stau verbringen möchten. Das ist eine ernstzunehmende Gefahr für den Wirtschaftsstandort, die nur durch ein länderübergreifendes Handeln der Region gebannt werden kann. Aus diesem Grund begrüßen wir den Beschluss des Strategieforums unter Vorsitz von Staatsminister Axel Wintermeyer, die Erstellung eines länderübergreifenden Mobilitätskonzepts für die Metropolregion FrankfurtRheinMain auf den Weg zu bringen“, so Caspar weiter.

Staatsminister Wintermeyer hatte auf dem „Tag der Metropolregion“ 2022 den Beschluss des Länderübergreifenden Strategieforums FrankfurtRheinMain verkündet, einen Projektträger mit der Durchführung einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung zu beauftragen. Die Ausschreibung verfolgt das Ziel, einen geeigneten Bieter für die Erstellung des Mobilitätskonzeptes zu ermitteln und zu beauftragen.

„Für die dynamische Entwicklung der gesamten Metropolregion ist es wichtig, dass Menschen, Unternehmen und Betriebe in der Region mobil sein können – überall, zu jeder Zeit, auf Dauer und intelligent vernetzt. Wir wollen Mobilität aus einem Guss, die nicht an Landesgrenzen aufhört – im Interesse der Menschen und der Wirtschaft“, sagte Axel Wintermeyer, Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei sowie Vorsitzender des Länderübergreifenden Strategieforums FrankfurtRheinMain.

Es fehlt an Wohnraum und an Entwicklungsflächen für Gewerbe

Während der Veranstaltung wurde zudem deutlich, dass die Flächenausweisung sowohl für Wohnen als auch für Gewerbe weiterhin einer der Engpässe der Region bleibt. „Seit Jahren bezeichnen die Unternehmen in unserer Metropolregion den Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Jedoch finden Fachkräfte in der Region, insbesondere in den nachgefragten Kernstädten, häufig keinen für sie beziehbaren Wohnraum mehr. Dadurch verschärft sich für die hiesigen Unternehmen die Problematik, die dringend benötigten Fachkräfte zu finden, erheblich. Vorhandenes Personal langfristig an sich und die Region zu binden wird angesichts des Wohnungsmangels ebenfalls zu einer immer größeren Herausforderung“, erklärt Caspar.

Parallel finden die Unternehmen ihrerseits kaum noch Entwicklungsflächen. Unternehmen bevorzugen Standorte an urbanen und gut an das Verkehrsnetz angeschlossenen Orten. Leider besteht in der Metropolregion ein eklatanter Mangel an schnell verfügbaren, attraktiven größeren Gewerbeflächen. „Dies hat zur Folge, dass Unternehmen mit Expansionswünschen abwandern. Anderen Unternehmen, die ihren Standort gerne in die Region verlagern möchten, können häufig keine entsprechenden Flächenangebote gemacht werden“, so Caspar weiter.

Diese Problematik wird sich aus vielerlei Gründen verschärfen, wenn nicht zügig neue Flächen ausgewiesen werden. Man kann auch nicht mehr Digitalisierung wollen und dann die Ansiedlung von Datenzentren behindern.. Ebenfalls steigt durch das rasante Wachstum des Online-Handels die Nachfrage nach Logistikflächen stetig und auch das derzeit häufig formulierte Ziel von Unternehmen, ihre Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu reduzieren, wird den regionalen Flächenbedarf zusätzlich erhöhen. Die mangelnde Flächenausweisung wird so zu einem sich weiter verschärfenden wirtschaftlichen Risiko für die Unternehmen und die Metropolregion.

Zusätzliches Bauland sollte ausgewiesen werden

„Dabei sind ausreichend Flächen vorhanden. Knapp 42 Prozent der Flächen der Metropolregion sind derzeit kultiviert in Form landwirtschaftlicher Nutzung. Ein Flächenrecycling dieser Kulturflächen in Bauland für Wohnen und Gewerbe einerseits und in ökologisch wertvolle Ausgleichsflächen andererseits, könnte den Engpass erheblich lindern und einen ökologischen Mehrwert bieten“, so Caspar.

In diesem Zusammenhang rief der IHK-Präsident das Bündnis für Bauland in der Metropolregion in Erinnerung. Bereits im März 2020 hatten 22 Organisationen, Verbände und Interessenvertretungen aus der Region die Landkreise, Gemeinden und Städte der Region aufgerufen, sich ihrer Verantwortung für die ansässigen sowie die hinzuziehenden Unternehmen und Fachkräfte der Region zu stellen und Wachstum und Beschäftigung zu ermöglichen. Caspar erneuerte das Angebot der Organisationen, bei der Aufgabe der Ausweisung von zusätzlichem Bauland und der Schaffung von Baurecht – auch in der öffentlichen Diskussion – aktiv zu unterstützen.

Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, sagte abschließend: „Ein länderübergreifendes Mobilitätskonzept begrüßen wir. Wir als Handwerkskammer haben schon lange einen Gesamtverkehrsplan für Frankfurt und die Region gefordert. Beschäftigte im Handwerk müssen zu ihren Arbeitsstellen gelangen und Betriebe von ihren Werkstätten zu den Kunden, ohne stundenlang im Stau zu stehen. Dabei dürfen die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausgespielt werden. Auch das Handwerk nimmt beim Thema Bauen eine Flächenkonkurrenz wahr. Eine Möglichkeit, Flächen effizient auszunutzen, sind Handwerkerhöfe.“

Veronika Heibing ist Geschäftsstellenleiterin und in Personalunion Leiterin Kommunikation und Marketing der PERFORM GbR. Fotonachweis: IHK Darmstadt

Veronika Heibing

Leiterin der Geschäftsstelle
und Pressesprecherin, PERFORM GbR
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